• Startseite
  • Projekte
  • Die die sehen
  • Veröffentlichungen
  • Termine
  • Leseproben
  • Storytelling - Audioaufnahmen
  • Rezensionen
  • Salzgras & Lavendel
  • Über
  • Kontakt
Gabriele Behrend
Autor

Die fixe Idee und ein Nein und ein Doch

7/31/2024

0 Comments

 
Es tauchte einmal ein Satz in meinem Kopf auf. Ein großer Satz, ein behäbiger Satz, ein mächtiges Badda-Boum. Dieser Satz war so ungelenk und plump und gleichzeitig so träge und angeschwollen, dass ich ihn nicht vom Platz zu bringen vermochte. Also beugte ich mich seinem Joch, es lag wie ein Kummet auf meinem Nacken und schnürte mir alle Kraft ab. Mein Herz blutete und ich litt im Stillen, denn alle Luft zum Schreien und Weinen war abgedrückt.
Da kamen zwei kleine Gesellen vorbei, zwei gehäkelten Eierwärmern gleich, mit Pompons auf dem Kopf und Fransen am unteren Saum. Der eine war in dunkle Farben gekleidet, der andere in fröhlich bunten Mustern.
"Oh schau mal", riefen sie durcheinander, "da ist ja eine fixe Idee!" Und mit zwei Schwüngen platzierten  sie sich auf meiner rechten und meiner linken Schulter.
"Wer bist denn du?", wollte der Dunkle wissen.
"Und was willst du hier?", fragte der Bunte. Da schwieg der Satz des Unheils.
"Ich weiß schon, wer du bist.", winkte der Dunkle ab. "Du bist eine fixe Idee!"
Da räusperte sich der Satz. "Ich bin keine Idee, ich bin eine Überzeugung! Das ist was ganz anderes!"
"Bist du immer da?", mischte sich der Bunte ein.
"Ja und wie! Jeden Tag von morgens bis abends."
"Bist du ein Gedankenkonstrukt?"
"Ja, und was für eines. Mächtig großes Badda-Boum, wenn du verstehst?"
"Dann bist du doch eine fixe Idee!", krähte der Dunkle triumphierend.
"Wie lautest du denn?" Der Bunte beugte sich gespannt vor.
"DU BIST EIN SCHLECHTER MENSCH!" Der Satz warf sich stolz in die Brust.
Da zwinkerte mir der Bunte zu, ruckelte sich zurecht und sagte laut: "NEIN!"
Daraufhin warf sich der Dunkle in Positur und schmetterte ein "DOCH!" frei heraus.
Und so ging es los. NEIN DOCH NEIN DOCH NEIN DOCH...
Und der große Satz, der behäbige Satz, wurde immer schmaler und schmaler, so dass ich wieder - irgendwann - frei atmen konnte. Währenddessen ging das fröhliche Geschrei immer weiter, so lange bis der schmal gewordenen Satz sagte: "Mir reicht es jetzt wirklich, ich hau ab!" und verschwand.
Da grinsten mich Nein und Doch verschwörerisch an, hüpften von meiner Schulter und wandten sich zum Gehen.
"Wenn du uns noch einmal brauchst, einfach nur rufen!"
​Dann waren sie fort, fürs erste.
Bild
0 Comments

Pollux, das Findeferkel

7/30/2024

0 Comments

 
Castors Geschwisterferkel Pollux hatte eine besondere Gabe. Schon seitdem er in das frische Stroh gepurzelt war, wusste er immer, wo er sich befand und wo sich seine Geschwister herumkugelten. Noch besser wurde es, als er seine Äuglein öffnen konnte. Von Stund' an konnte er sich alles merken, was er einmal gesehen hatte. Er wusste, wohin der Bauer den Kleiesack verlegte, wo Castor bei  Uroma lag und sich deren Geschichten anhörte. Er wusste wo die reifen Äpfel lagerten und wo die Kartoffeln. Er wusste einfach alles. Und so ergab es sich,, dass er das Fundbüro des Bauernhofes wurde. Aber bald schon war das nicht genug. Die Kunde des allwissenden Schweinchens drang vor ins Dorf und bald schon spazierte der Bauernjunge mit Pollux an der Leine über den Dorfanger, alles und jeden im Blick, dem neugierigen.

Eines Tages, als Pollux dem Schmied seine Ahle wieder erspäht hatte, bekam er von ihm als Dankeschön ein kleines Hufeisen geschenkt. Irgendwo dort draußen gab es ein Shetlandpony mit neu gemachten Hufeisen, dass den alten Schuh bestimmt nicht vermissen würde. Pollux freute sich riesig über sein Geschenk, stolz trug er es über seiner Schnute, wie einen überdimensionalen Nasenring.

Das Leben nahm seinen ruhigen Lauf. Morgens prägte sich Pollux die ganze Umgebung ein. Dabei war er sehr genau, denn man wusste ja nie, was so kommen könnte. Nachmittags eilte Pollux dann zur Hilfe, egal wo er gebraucht wurde. Sei es Bauernhof, Gut oder Dorf, überall kniff er die Augen zusammen, um genauer sehen zu können, schnüffelte mit der Nase oder stellte die Öhrchen auf. Und am meisten strengte er sein Gehirn an, damit er sich auch an alles erinnern konnte, was gerade gesucht wurde.

Eines Tages wachte Pollux verwirrt auf. Er hatte geträumt, das sein einziger Schatz verschwunden sei. Sein Hufeisen, das mit dem Klee verzierte Hufeisen, war fort! Und er hatte keine Ahnung, kein Bild davon, wo es sein könnte.
Da lief er Schlafes trunken zu seinem Freund dem Maulwurf Wilfried. Doch der hatte auch keine Ahnung, nichtsdestotrotz tauchte er in seine Gänge ab und suchte recht gründlich. Allein, er fand nicht das Gewünschte.
Da zog Pollux weiter und fragte den Igel Kasimir, ob der ihm helfen könnte. Doch auch Kasimir hatte keinen blassen Schimmer. Aber er wühlte sich durch zwei Laubhaufen und suchte recht gründlich nach dem Gewünschten. Allein, er fand es nicht.
Da wurde es Pollux ganz blümerant zu Mute und außerdem hatte er einen dumpfen Druck auf dem Kopf, den er sich nicht erklären konnte. Doch die Sorge über das abhanden gekommene Hufeisen überwog den Kopfschmerz und so zog Pollux weiter.

In seiner Verzweiflung verlief sich unser Ferkelchen und stand unverhofft vor dem Gehege des mächtigen Stieres Tristan.
"Was willst du hier, Kleiner? Ich will meine Ruhe haben, verstehste? Also schieb deinen putzigen Hintern  hier weg, sonst verpass ich dir einen Tritt der sich gewaschen hat."
Der Stier war nicht frohgemut, so viel war klar. Aber Pollux war unaufmerksam und in Gedanken, so dass er nichts bemerkte.
"Ich suche meinen Schatz!", fiepte er stattdessen. "Meinen Schahahahatz!" Eine Träne kullerte in den Morast.
"Was ist denn dein Schatz? Und wie kommt so ein kleines Ferkel bereits an einen ausgewachsenen Schatz?"
"Oh, ich hab dem Schmied seine Ahle wieder gefunden und er hat mir etwas dafür gegeben."
Tristan schnaubte feucht und mächtig und besah sich Pollux näher und von oben halt. "Und das könnte vielleicht nicht ein winziges Hufeisen sein?"
"Oh doch, aber woher weißt du das?"
Da leckte Tristan Pollux unvermittelt herzhaft über den Kopf. Mit einem dumpfen Laut löste sich das Hufeisen von Pollux Scheitel und fiel in den Morast, direkt vor Pollux Schnute.
"Bitte schön", murrte Tristan. "Freu dich leise, wenn's denn sein muss. Ich will meine Ruhe haben."
Da freute sich Pollux mäuseleise, schnappte sich seinen Schatz und macht sich auf den Heimweg.

Tristan besuchte er noch viele Male, er hatte keine Angst mehr vor dem mächtigen Stier. Und wenn Pollux bei Tristan saß, hatte er meist Schnute und Augen geschlossen, merkte sich rein gar nichts und entspannte bis ins Ringelschwänzchen.
Bild
0 Comments

Grope, der Bär

7/24/2024

0 Comments

 
Grope war ein Bär. Kein Mann, durchschnittlich groß und mit einem durchschnittlichen Bart gesegnet, sondern ein Bär. Riesig groß, breiter Nacken, breite Schultern, Oberarme schinkengleich, und große Pranken. Zudem wusste man nicht, wo sich Gesichts-, Kopf- und Körperbehaarung die Hand reichten, zu sehr waren die Grenzen der einzelnen Partien ineinander verwoben. Man hätte Grope nun landläufig wahlweise eine Anstellung als Türsteher oder Schläger anbieten können, doch hätte Grope so einem Angebot nicht zugestimmt. Denn Grope war bei aller Bärigkeit sanftmütig. Er trug stets ein Gänseblümchen im Knopfloch und ein Lächeln auf den umflorten Lippen.
Warum war Grope so? Nun, ein Riese, wie er es nun einmal war, ein Bär eben, der hatte keine Feinde zu fürchten. Niemand traute sich, ihm eine zu pfeffern. und nur die wenigsten hätten überhaupt die Chance gehabt, seine Nase zu erreichen. Grope hatte also keine Feinde. Aber hatte er Freunde? Seine Sanftmut hatte ihm eine Schar Schutzbedürftiger beschert. Aber waren sie echte Freunde? Was gaben sie ihm? Auch wenn wir an dieser Stelle eventuell eine Kosten-Nutzen-Aufstellung in Erwägung ziehen wollen, sollten wir dieses Ansinnen am besten im Keim ersticken. Denn Grope rechnete nie auf, niemals. Es kam ihm einfach nicht in den Sinn.
An warmen Tagen hielt er einen riesigen Sonnenschirm in seinen Pranken, so dass er seinen Freunden Schatten spendete. An kalten, nassen Tagen tauschte er den Parasol gegen einen Regenschirm oder er zog eine Karre durch den Matsch, ausgestattet mit einem Regenschutz, und transportierte seine freunde trockenen Fußes von A nach B. Wenn Grope nass wurde, lächelte er, denn er wusste, dass die Blumen blühen würden, sie würden wachsen und gedeihen. Wenn Grope heiß wurde, schnappte er sich einen Fächer aus Straußenfedern und fächelte sich und seinen Freunden Luft zu. Und er lächelte, denn etwas Abkühlung konnte ja nie schaden.

Eines Morgens wachte Grope auf und war allein- Das verwunderte ihn, denn das war ein Zustand, den er so nicht kannte. Normalerweise waren immer wenigstens ein oder zwei seiner Freunde bei ihm, die Schutz vor der Draußenwelt suchten.
Da wurde Grope ganz blümerant zu Mute. Unsicherheit kroch in seiner Seele hoch, denn wer war er schon. wenn es niemanden zu beschützen galt?
Grope stand auf, zog sich an und steckte sich sein Gänseblümchen ans Revers, so wie an jedem normalen Tag. Doch er war unachtsam an diesem Morgen und so ließ das Blümchen den geknickten Kopf hängen. Das missvergnügte unseren Bären und er grollte etwas dunkles, kehliges, das niemand hätte entziffern können, der es gehört hätte. Aber es war ja niemand da, der Grope hätte zuhören können. Das spürte Grope, er bemerkte es sehr wohl und es schmeckte ihm nicht.
Als er ohne Frühstück vor die Tür trat, regnete es in dünnen Perlschnüren vom Himmel auf den Boden herab, die Tropfen bildeten einen feinfädigen Vorhang, der den Bären in wenigen Minuten vollständig durchnässte. Aber anstatt den Regenschirm aufzuspannen, wie er es sonst im Kreise seiner Freunde getan hätte, dachte er gar nicht daran , sondern grummelte in seinen üppigen Bart und stiefelte durch den Schlamm, quer über die Wiesen, durch Tore hindurch, bis hin zur Steilküste. Dort wechselte das Wetter und bald schon brannte die Sonne auf seinen Pelz. Doch anstatt Schatten zu suchen, oder den Sonnenschirm aufzuspannen, verharrte Grope in der gleißenden Sonne und grollte ungehalten in das strahlende Azurblau des Sommerhimmels.
Da zogen Wolken auf, Gewitterwolken, und bald schon grollten sie mit ihm um die Wette. Aber das erfreute Grope nicht. Dieses Grollen war bedrohlich und klang so ganz anders als das Lachen seiner Freunde. Also hielt er den Mund. Da schwiegen auch die grauen, dickbäuchigen Wolken. Alles schien zu warten. Aber auf was? Auf wen? Und wer wartete hier überhaupt? Es gab hier nur eine gähnend leere Felslandschaft. 
Grope hielt den Atem an. Und mit einem Mal, mitten in die gespannte Stille hinein, explodierte ein Freudentaumel und -gejohle. Seine kleinen Freunde schlüpften aus Felsspalten und Höhlen, bestürmten ihn und fanden sich zu einem Ringelreihen zusammen, immer um ihn herum und rum und rum. Sie führten ihn hinter einen Felsen, wo sie eine Torte versteckt hatten, mit 47 Kerzen darauf, und sie sangen alle Geburtstagslieder, die sie kannten und lebten ihn hoch und höher.
Da wischte sich der große, unbewegte Bär eine Träne aus dem Augenwinkel und eine Last fiel von ihm ab. Die Last des Knurrens und des Brummens. Die Last des Ungehalten seins und des Zweifels. Die Last der Einsamkeit.
Und die Freude zog stattdessen wieder in ihn ein. Das gute Gefühl, geliebt zu werden.
Und ganz zum Schluss realisierte er, dass er doch tatsächlich seinen Geburtstag vergessen hatte! Gut, dass er Freunde hatte, die ihn daran erinnerten. So wurde Grope wieder zum sanftmütigen Bären. Und der würde er auch in Zukunft bleiben.
Bild
Das verwirrte Gefühl - die verspielte Freude
0 Comments

Castor und der Klee - eine kulinarische Suche

7/22/2024

0 Comments

 
Castor war ein kleines, rosarotes, pumperlgesundes Ferkel mit silbrig weißem Haar und einer glänzenden Rüsselnase. Es lebte seit seiner Geburt auf dem Bauernhof, zusammen mit Tanten, Omas, Uroma und Cousinen und Brüdern und Schwestern. Er mochte seine Urgroßmutter besonders gern – sie war riesig, alt, furchig und irgendwie echt hässlich. Aber gleichzeitig so einzigartig, dass Castor sie für die tollste Uroma aller Zeit hielt. Uroma schmatzte im Schlaf und röchelte tief und grummelig, aber wenn sie wach war, erzählte sie Castor die schönsten Märchen. Goldlöckchen und die drei Schweinchen, Schneewittchen und die sieben Ferkel, Das gestiefelte Ferkelein, das tapfere Schweinderl – Castor liebte es, ihr zuzuhören. Am liebsten aber waren ihm die Geschichten vom vierblättrigen Klee. Denn irgendwie schienen diese Geschichten einen wahren Kern zu haben, anders als die Märchen eben. Und so startete Castor die Suche nach der Wahrheit um den vierblättrigen Klee. Als erstes stupste er Uroma an, dass sie ihm doch alles erzählen möge, woran sie sich erinnern konnte. Da fing Uroma an und erzählte von Kissen aus Klee, allesamt vierblättrig. Sie waren irgendwo in Frankreich, die Kleefelder voller Glück und Seligkeit, oder kurz gesagt: voller Glückseligkeit.

Da lief Castor los, immer nach links oder, um genauer zu sein: westwärts. Denn im Westen lag Frankreich, das war ja klar. Irgendwann landete Castor am Grenzübergang zum Elsass und wusste nicht weiter. Da fragte er eine Stockente, die seines Weges entlang watschelte, die also ebenfalls westwärts wanderte, wo denn die Kissen voller Klee seien. Da antwortete die Ente, dass sie sich mit Klee nicht wirklich auskennen würde, und warum er gerade hier danach suchen würde. Da erklärte Castor, dass er der Anweisung seiner Uroma folgen würde, die allerdings etwas weit gefasst war, anscheinend. Da stupste die Ente mit ihrem Schnabel nach ihm und trieb ihn weiter westwärts, hinein in das Elsass. Da schnupperte Castor nach links und rechts und schwelgte im Duft von Kartoffelbrei und Sauerkraut, Flammkuchen und Creme Brulee. Nur wenn es um den Geruch von Gekochtem, gesottene oder gebratenem Schwein ging, wurde er zurückhaltend und flüchtete lieber, als sich zum Gaumenschmaus zu machen. Einmal wäre es beinahe zu spät gewesen, da hatte ihn ein Koch bereits am Schlafittchen gehabt. Aber nach einem kurzen Blick auf das zappelnde Ferkelchen in seiner Hand, ließ er es los und davon rennen.

Als Castor sich von dem Schrecken erholt hatte, war er an einem Waldrand angekommen. Er setzte sich unter die Bäume und schaute auf die Landschaft vor ihm. Eine große Wiese breitete sich vor ihm aus, auf der vereinzelt Solitärbäume standen. Aus der Ferne sah er einen Mann nahen, der ein großes schwarzes Schwein an der Leine hielt. Dann blieb der Mann stehen und löste die Leine. Das Schwein begann zu schnobern und sich mit seinen Hauern durch den Dreck zu wühlen. Zielgerichtet erreichte es schon bald den Waldrand. Es schnaufte und prustete und schnoberte und malmte mit den Zähnen und war dabei so laut wie ein Dampfzug.
„Was machst du da?“, fragte Castor.
Das Schwein bremste sich jäh in seinem Tun. „Wer fragt das?“
„Castor“, sagte Castor. „Und wer bist du?“
„Ophelia“, grunzte Ophelia. „Und ich suche Trüffel. Schöne Trüffel, große Trüffel. Schwarze, weiße, egal welche, Hauptsache Trüffel. Und was suchst du?“
„Klee“, antwortete Castor. „Schönen Klee, vierblättrigen Klee, Grün, frisch, egal welchen, Hauptsache kleeiger als alle anderen Kleesorten.“
„Machst du dich lustig über mich?“ Ophelia knackte eine Eichel.
„Nein, ich suche nur die Kissen voller vierblättrigem Klee.“ Castor sah verloren an seiner Schnute herab. „Du weißt wohl nicht, wo ich die finde, oder?“
„Nein, ich kenne mich nur mit Trüffeln aus. Aber ich kann dir gerne zeigen, wie auch du zu einem Trüffelschwein werden kannst. Kommt alles auf die hier an.“ Ophelia deutete mit dem Vorderlauf auf ihre Schnute. „Bist du bereit zu lernen?“
Da nickte Castor, schrieb den Klee ab und verfügte sich in Ophelias Schule.

Doch nach Wochen und Monaten der Trüffelsuche lief Castor eines Tages alleine durch den Wald, in dem sie dieser Tage Trüffel suchten und schnüffelte sich die Nase wund. Da kam er auf eine Lichtung gestolpert und fiel der Länge nach hin. Auf ein weiches grünes Polster. Und es roch so gut. Es roch wie sehr süßer Klee. Castor hielt die Augen verzückt geschlossen und schnoberte an dem Grün um ihn herum. Da kam ihm ein Gedanke zugeflogen, die Stimme seiner Uroma, schmatzend und röchelnd, wie sie ihm erklärte, dass vierblättriger Klee so süß roch, dass ihm das Wasser im Maul zusammenlaufen würde. Castor schmatzte. Tatsächlich hatte sich viel Flüssigkeit in seiner Kehle versammelt, so dass es vielleicht wahr sein könnte? Castor öffnete vorsichtig ein Auge und schrak zurück. Zitternd stand er auf seinen vier kleinen Beinchen, mitten in einem Polster voller Klee, der ihn am Bauch kitzelte und durch und durch vierblättrig war – und somit kleeiger als aller Klee, den Castor je gesehen hatte. Und an sein Polster schloss sich ein weiteres an und noch eines mehr dazu, die ganze Lichtung war überwuchert von dem Klee Delux und Castor hielt ein Gelage ab, das eines ausgewachsenen Schweines würdig gewesen wäre. Danach suchte er Ophelia und trieb sie vor sich her auf die Lichtung, damit sie auch einmal etwas anderes als Trüffel bekam. Und auch Ophelia rollte sich durch den Klee und freute sich wie ein kleines Ferkel. Nur ihr Besitzer hatte kein Vergnügen als sie des Abends ohne einen einzigen Trüffel nach Hause zurückkehrten.
​
Castor aber blieb drei Tage bei dem Kleeschatz, danach machte er sich wieder nach Haus um Uroma zu erzählen, dass er ihr Märchen erlebt hatte. Kurz darauf verstarb Uroma an Altersschwäche aber sie sagte ihrem Lieblingsschweinchen zuvor, wie stolz sie auf es war. Denn kein anderes Geschwisterchen von Castor hatte ihr zuhören wollen. Keines war auf den Gedanken gekommen in die Welt hinauszugehen, um ihre Worte auf die Wahrheit hin zu überprüfen.
Castor war traurig, als Uroma für immer gegangen war, aber er dachte sehr oft an den vierblättrigen Klee und wusste, dass Uroma jetzt dort war, verspielt und fröhlich wie eine junge Sau eben so war. Und er freute sich für sie.
Ganz dolle.
Bild
0 Comments
    Bild

    Archive

    April 2025
    August 2024
    Juli 2024
    Mai 2024
    Januar 2024
    Mai 2023
    November 2022
    August 2022
    März 2022
    November 2020
    Dezember 2019
    Juli 2019
    Januar 2019
    Juli 2018
    Mai 2018
    März 2018
    Februar 2018
    Mai 2016
    Dezember 2015
    Oktober 2015

    RSS-Feed

Powered by Create your own unique website with customizable templates.