Spiel nicht mit dem blauen Lamm, siehst du nicht, dass es Zähne hat und Klauen und wie es unter seiner Wolle braun schimmert. Da hat sich längst ein Wolfsbär eingerollt. Spiel nicht mit dem blauen Lamm, hörst du nicht, wie es röhrt und faucht und Gift verspritzt. Und das nicht mehr nur im Geheimen. Es will gehört werden, es will gesehen werden. Es ist da. Es sollte nicht so sein.
Aber wir dürfen doch alle hier sein, sagt ihr, alle Farben, die es gibt. Das rote Erdbeerkrokodil, die grünen Apfelpflücker, die gelben Goldschürfer. Die roten Nostalgiker und die lila Bündnisverwalter. Besonders aber erwähnt seien die schwarzen Macher, die sich einließen auf den Tanz mit dem blauen Lamm. Und was ist dabei herausgekommen? Zuerst zu viel und dann nur ein Vorwurf, ein Biss in die Hand und langsam eintröpfelndes Gift.
Das blaue Lamm will doch nur spielen, das beißt schon nicht. Aber dem ist nicht so. Das blaue Lamm spielt schon lange mit uns, ob wir wollen oder nicht. Es gibt viele von uns, die spielen mit. Weil sie nur auf einzelne Aspekte sehen, die ihnen wichtig sind. Aspekte, die im Wasserglas hochgepeitscht, die Sicht auf das große Ganze vernebeln. Denn wie will man es sich anders erklären, wenn die von uns mit dem Lamm spielen, die die größten Einbußen hinzunehmen haben?
Und die, die nicht spielen wollen? Die müssen trotzdem leben, immer in der Angst vor dem blauen Lamm, dass sich den Anschein gibt, friedlich zu sein, während es mit den Kiefern knirscht. Und wirklich Herr werden wir nicht der braunblauen wolligen Verlockung, solange wir nicht die Spielenden, die Tanzenden, wieder auf den Weg der Demokratie zurück locken. Das Schaf will da nämlich gar nicht hin. Das Schaf will in die Mitte. Das Schaf will alle verdrängen, einschüchtern, weg beißen, die anders denken als es selbst. Es lockt uns in Fallen, in die manche sehenden Auges hineintappen.
Darum: spielt nicht mit dem blauen Lamm. Es will nicht auf grüne Wiesen, unter roten Sonnenuntergängen friedlich grasen. Es will sich nicht unter den Sonnenblumen tummeln oder von violetten Brombeeren naschen. Es will sich stattdessen im rechten Moment im Schatten der Nacht häuten. Und dann ist da kein gezahntes, klauenbewehrtes Schaf mehr, dann steht dort das braune Grauen, dass uns reglementieren will, auf Leistung reduzieren, in alte Muster pressen und dass die Demokratie auffressen will, den Mutterkuchen seiner Geburt.
Spielt nicht mit dem blauen Lamm. Denn unser Leben ist kein Spiel. Es ist so viel mehr. Und es sollte in bunten Farben erstrahlen und nicht im modrigen Braun versumpfen, eine Last werden und eine Dreckschleuder allen anderen Menschen gegenüber. Menschen, mit denen man zusammen tanzen kann, leicht und unbeschwert, in Würde, Freude und Respekt.
Spielt nicht mit dem blauen Lamm mit seinen Zähnen und der braunen Haut. Spielt nicht!
moderiert von Thorsten Küper
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