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Rezi von Dieter Rieken zu finden auf deutschescienfiction.de - zu Salzgras & Lavendel
Douglas Hewitt ist in der Verwaltung von Acodis Inc. als “Datenarchäologe” tätig. Kaynee Simmons arbeitet im “Zenith”, einem Traumazentrum außerhalb der Stadt. Douglas ist im Ghetto unter “Wilden” geboren, die sich kein Implantat und “Persönlichkeitsset” leisten können. Nachdem er zur Waise wurde, erhielt er im Heim zumindest ein “Basisset”, das ihm ein sozialverträgliches Verhalten ermöglichen sollte. Kaynee dagegen hat ihr “Socket” gleich nach der Geburt implantiert bekommen und switcht nach Bedarf und Situation zwischen den vielen “Abspaltungen” ihrer künstlich erzeugten multiplen Persönlichkeit hin und her.
Die beiden leben im Zeitalter der “Effizienzdiversität”. Die in der Regel postnatal eingesetzten Implantate haben eine Gesellschaft hervorgebracht, die auf Effizienz getrimmt ist. Die Technik, die aus der Gamer-Szene hervorging, führte nicht nur zu einer Leistungssteigerung jedes Einzelnen, sondern ermöglicht es der großen Mehrheit auch, auf alle nur denkbaren Situation angemessen zu reagieren. So “kommen alle viel besser miteinander aus”, findet Kaynee.
Doch der äußere Schein trügt. Douglas zum Beispiel führt ein einsames und eintöniges Leben. Er wird von Ängsten und Zweifeln geplagt, die ihn bis in seine Träume verfolgen. Und dann begeht er – scheinbar aus heiterem Himmel – einen Mord. Um der Haft zu entgehen, bleibt ihm nur der Ausweg, sich ebenfalls eine multiple Persönlichkeit implantieren zu lassen. Im “Zenith” trifft er auf Kaynee, die seine “Patin” wird – ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als ihre Hardware Fehler aufweist und sie die Kontrolle über sich verliert.
“Salzgras & Lavendel” spielt an einem unbestimmten Ort in der Zukunft, an dem “alles seinen ruhigen Gang” geht, während die Welt ringsum “an allen Ecken und Enden brennt”. Die Autorin streut nur wenige Hinweise auf klimatische Veränderungen und auf den technischen Fortschritt ein. Sie konzentriert sich auf die Frage, wie eine Gesellschaft aussähe, in der technische “Aufspaltungen” der Persönlichkeit – “neuronale Cluster” genannt – die Regel sind. Indem man Katy, Keira, Kandy, Kassy und Kaynees andere “Splits” in Aktion erlebt, hat man bereits nach wenigen Seiten einen lebhaften Eindruck davon, wie die Menschen im Alltag damit umgehen.
Am Beispiel von Douglas zeigt Gabriele Behrend, dass diese Technik für Menschen mit schweren Traumata ein Segen sein kann. Auf der anderen Seite stellt das Buch kritische Fragen: Was bedeutet es für eine Gesellschaft, wenn eine solche Technik zur Norm wird, sie sich aber nicht jeder leisten kann? Wenn der öffentliche Frieden gefördert wird, aber niemand mehr eingreift, um Verbrechen zu verhindern? Was passiert, wenn die Technik versagt oder Fehler in ihrer Anwendung passieren? Wie würde der Staat reagieren, wenn ein Dogma ins Wanken gerät? Was die multiplen Persönlichkeiten betrifft, läuft der Roman auf die Frage hinaus, ob eine Separation – wie Kaynees “geordnetes Haus” – oder die Fusion der einzelnen Ich-Aspekte die richtige Antwort ist, um ein glückliches Leben zu führen.
Das alles packt die Autorin in eine Geschichte, die weder trocken noch langweilig ist. Dafür sorgen unter anderem die Nebenfiguren: der Techniker Sanders Mayerhoff, der neben seiner Arbeit im “Zenith” geheime Experimente durchführt und eifersüchtig auf Douglas ist; und Claire Paulson, die Leiterin des Traumazentrums, die als Spezialistin für “adulte Diversität” gilt – und die am bittersüßen Ende des Romans auf ganz unerwartete Weise zu Douglas’ Retterin wird.
Hier und da ist der Autorin beim Schreiben die Fantasie durchgegangen. Ein Meeting aller Ich-Aspekte im eigenen Kopf? Und im Kopf einer anderen Person? Das sind großartige Szenen, die noch dazu perfekt in die Dramaturgie passen. Sie erscheinen jedoch übertrieben.
In Stil und Sprache ragt das Buch deutlich aus der Masse der Science-Fiction-Literatur heraus. Die Verwendung des Präsens schafft eine große Nähe zu den Protagonisten. Mit einfachen Mitteln gelingt es der Autorin jederzeit, den Leser durch die vielen Ich-Aspekte der Figuren zu lotsen, so dass man immer genau weiß, mit welchem man es gerade zu tun hat.
Für die zentrale Frage des Buchs – Separation oder Fusion? – findet Gabriele Behrend starke Bilder. Eine eindeutige Antwort sucht man vergebens. Wahrscheinlich, weil es keine gibt.
Die beiden leben im Zeitalter der “Effizienzdiversität”. Die in der Regel postnatal eingesetzten Implantate haben eine Gesellschaft hervorgebracht, die auf Effizienz getrimmt ist. Die Technik, die aus der Gamer-Szene hervorging, führte nicht nur zu einer Leistungssteigerung jedes Einzelnen, sondern ermöglicht es der großen Mehrheit auch, auf alle nur denkbaren Situation angemessen zu reagieren. So “kommen alle viel besser miteinander aus”, findet Kaynee.
Doch der äußere Schein trügt. Douglas zum Beispiel führt ein einsames und eintöniges Leben. Er wird von Ängsten und Zweifeln geplagt, die ihn bis in seine Träume verfolgen. Und dann begeht er – scheinbar aus heiterem Himmel – einen Mord. Um der Haft zu entgehen, bleibt ihm nur der Ausweg, sich ebenfalls eine multiple Persönlichkeit implantieren zu lassen. Im “Zenith” trifft er auf Kaynee, die seine “Patin” wird – ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als ihre Hardware Fehler aufweist und sie die Kontrolle über sich verliert.
“Salzgras & Lavendel” spielt an einem unbestimmten Ort in der Zukunft, an dem “alles seinen ruhigen Gang” geht, während die Welt ringsum “an allen Ecken und Enden brennt”. Die Autorin streut nur wenige Hinweise auf klimatische Veränderungen und auf den technischen Fortschritt ein. Sie konzentriert sich auf die Frage, wie eine Gesellschaft aussähe, in der technische “Aufspaltungen” der Persönlichkeit – “neuronale Cluster” genannt – die Regel sind. Indem man Katy, Keira, Kandy, Kassy und Kaynees andere “Splits” in Aktion erlebt, hat man bereits nach wenigen Seiten einen lebhaften Eindruck davon, wie die Menschen im Alltag damit umgehen.
Am Beispiel von Douglas zeigt Gabriele Behrend, dass diese Technik für Menschen mit schweren Traumata ein Segen sein kann. Auf der anderen Seite stellt das Buch kritische Fragen: Was bedeutet es für eine Gesellschaft, wenn eine solche Technik zur Norm wird, sie sich aber nicht jeder leisten kann? Wenn der öffentliche Frieden gefördert wird, aber niemand mehr eingreift, um Verbrechen zu verhindern? Was passiert, wenn die Technik versagt oder Fehler in ihrer Anwendung passieren? Wie würde der Staat reagieren, wenn ein Dogma ins Wanken gerät? Was die multiplen Persönlichkeiten betrifft, läuft der Roman auf die Frage hinaus, ob eine Separation – wie Kaynees “geordnetes Haus” – oder die Fusion der einzelnen Ich-Aspekte die richtige Antwort ist, um ein glückliches Leben zu führen.
Das alles packt die Autorin in eine Geschichte, die weder trocken noch langweilig ist. Dafür sorgen unter anderem die Nebenfiguren: der Techniker Sanders Mayerhoff, der neben seiner Arbeit im “Zenith” geheime Experimente durchführt und eifersüchtig auf Douglas ist; und Claire Paulson, die Leiterin des Traumazentrums, die als Spezialistin für “adulte Diversität” gilt – und die am bittersüßen Ende des Romans auf ganz unerwartete Weise zu Douglas’ Retterin wird.
Hier und da ist der Autorin beim Schreiben die Fantasie durchgegangen. Ein Meeting aller Ich-Aspekte im eigenen Kopf? Und im Kopf einer anderen Person? Das sind großartige Szenen, die noch dazu perfekt in die Dramaturgie passen. Sie erscheinen jedoch übertrieben.
In Stil und Sprache ragt das Buch deutlich aus der Masse der Science-Fiction-Literatur heraus. Die Verwendung des Präsens schafft eine große Nähe zu den Protagonisten. Mit einfachen Mitteln gelingt es der Autorin jederzeit, den Leser durch die vielen Ich-Aspekte der Figuren zu lotsen, so dass man immer genau weiß, mit welchem man es gerade zu tun hat.
Für die zentrale Frage des Buchs – Separation oder Fusion? – findet Gabriele Behrend starke Bilder. Eine eindeutige Antwort sucht man vergebens. Wahrscheinlich, weil es keine gibt.
Leserbrief von Heribert Kurth - zu Salzgras & Lavendel
"Hallo Michael,
soeben hab ich das leicht romantisch/wehmütige Ende des Buches gelesen und schreib dir wie versprochen einen etwas ausführlicheren Kommentar.
Ich finde, dass das Buch in gewisser Weise eine schöne Herausforderung ist, weil man einiges hineininterpretieren kann - aber nicht unbedingt muß. Viele Rahmenbedingungen werden ja gar nicht erwähnt, was allerdings für das Buch auch nicht von Bedeutung ist. Wo und wann spielt die Handlung? Sieht es überall auf der Welt so aus? Wer hat hier "das Sagen"? Es wird zwar von den "Gamern", "der Forschung", "Personality-Designern" "Psychologen und Technikern" berichtet und dass "die Regierung" reagieren musste, aber alles in allem landet man als Leser sehr schnell in einem Plot, in dem das, was wir heute als dissoziative Identitätsstörungen bezeichnen - in einer kontrollierten Form - der erstrebenswerte Geisteszustand ist. So, als ob grundsätzlich angezweifelt wird, dass Menschen mit ihrer ureigenen Persönlichkeit leben können/dürfen. Dieser Plot ist so spannend und interessant geschrieben, dass er mir gefällt, auch ohne jegliche Interpretation.
Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass die Geschichte auf unterschiedliche Weise gelesen und gesehen wird.
So, wie ich es gelesen habe, war es ein fiebriger trip durch Kopfwelten und Auseinandersetzungen mit inneren Dämonen am Rande des Abgrunds. Durch ihre Neurosoftware werden die Menschen zu biologischen Systembestandteilen und sie taumeln durch kontrollierte Abläufe ihrer Gefühlswelten, nur um ihre angeborene menschliche Ineffizienz zu unterdrücken. Das macht sie nahehzu zu lebenden Robotern. Es entwickelt sich im Verlauf der Handlung ein Geflecht bestehend aus Bewusstseinszuständen und Visionen, die in gewisser Weise latent unheimlich sind und darin münden, dass man als Leser erfährt, wie es ist, im Körper eines anderen Menschen "begraben" zu sein. Liebe spielt ebenfalls eine Rolle und es kommt durch sie zu einem offenen aber tröstlichen Ende.
Ich hatte dir ja schon geschrieben, dass das Buch mir ganz ausgezeichnet gefällt. Das unterstreiche ich nochmal und ich würde gerne hinzufügen, dass ich absolut nachvollziehen kann, dass du das Buch verteidigst und dich darin auch nicht beirren lässt.
Ganz sicher trifft es nicht jedermanns Geschmack - aber was bedeutet das schon? So geht es vielen außergewöhnlichen Büchern, die möglicherweise erst nach einer gewissen Zeit die ihnen zustehende Anerkennung erhalten."
soeben hab ich das leicht romantisch/wehmütige Ende des Buches gelesen und schreib dir wie versprochen einen etwas ausführlicheren Kommentar.
Ich finde, dass das Buch in gewisser Weise eine schöne Herausforderung ist, weil man einiges hineininterpretieren kann - aber nicht unbedingt muß. Viele Rahmenbedingungen werden ja gar nicht erwähnt, was allerdings für das Buch auch nicht von Bedeutung ist. Wo und wann spielt die Handlung? Sieht es überall auf der Welt so aus? Wer hat hier "das Sagen"? Es wird zwar von den "Gamern", "der Forschung", "Personality-Designern" "Psychologen und Technikern" berichtet und dass "die Regierung" reagieren musste, aber alles in allem landet man als Leser sehr schnell in einem Plot, in dem das, was wir heute als dissoziative Identitätsstörungen bezeichnen - in einer kontrollierten Form - der erstrebenswerte Geisteszustand ist. So, als ob grundsätzlich angezweifelt wird, dass Menschen mit ihrer ureigenen Persönlichkeit leben können/dürfen. Dieser Plot ist so spannend und interessant geschrieben, dass er mir gefällt, auch ohne jegliche Interpretation.
Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass die Geschichte auf unterschiedliche Weise gelesen und gesehen wird.
So, wie ich es gelesen habe, war es ein fiebriger trip durch Kopfwelten und Auseinandersetzungen mit inneren Dämonen am Rande des Abgrunds. Durch ihre Neurosoftware werden die Menschen zu biologischen Systembestandteilen und sie taumeln durch kontrollierte Abläufe ihrer Gefühlswelten, nur um ihre angeborene menschliche Ineffizienz zu unterdrücken. Das macht sie nahehzu zu lebenden Robotern. Es entwickelt sich im Verlauf der Handlung ein Geflecht bestehend aus Bewusstseinszuständen und Visionen, die in gewisser Weise latent unheimlich sind und darin münden, dass man als Leser erfährt, wie es ist, im Körper eines anderen Menschen "begraben" zu sein. Liebe spielt ebenfalls eine Rolle und es kommt durch sie zu einem offenen aber tröstlichen Ende.
Ich hatte dir ja schon geschrieben, dass das Buch mir ganz ausgezeichnet gefällt. Das unterstreiche ich nochmal und ich würde gerne hinzufügen, dass ich absolut nachvollziehen kann, dass du das Buch verteidigst und dich darin auch nicht beirren lässt.
Ganz sicher trifft es nicht jedermanns Geschmack - aber was bedeutet das schon? So geht es vielen außergewöhnlichen Büchern, die möglicherweise erst nach einer gewissen Zeit die ihnen zustehende Anerkennung erhalten."
Rezi zu Salzgras und Lavendel von Marianne Labisch, Lovelybooks
Douglas und Kaynee sind die Hauptakteure in Gabriele Behrends Roman, der in einer Zukunft spiel, in der jeder Mensch sich aufgespaltet hat. Es gibt einen Organisator, einen Beschützer und mehr, die Dämonen werden sicher weggesperrt. Das, was die Psychotherapie uns als »Inneren Helfer« empfiehlt, wird hier exzessiv ausgelebt.
Aber auch in dieser fernen Zukunft gibt es Licht uns Schatten, so kann sich nicht jeder die Wartung seines in den Kopf eingelassenen Sockets leisten, wodurch es zu Fehlfunktionen und Aussetzern kommt.
Douglas stößt scheinbar ohne jeglichen Grund eine Person vor einen Zug. Diese Person überlebt den Anschlag nicht.
Er kommt darauf hin in das Zentrum der Professorin, die die Aufspaltung erfunden und für dessen Einführung gesorgt hat. Douglas, der in einem Heim aufgewachsen ist, soll hier getunt werden, damit er wieder ins System passt und möglichst schnell seine Arbeit weiter verrichten kann. Aber auch bei Kaynee kommt es in letzter Zeit immer wieder zu Aussetzern, so übernehmen Teile ihrer selbst ungefragt die Herrschaft.
Douglas und Kaynee lernen sich im Zentrum kennen und verlieben sich.
Die Autorin erzählt ihre Geschichte im Präsens und im ersten Moment kommt einem das ungewohnt vor, aber Gabriele Behrend kann so gut mit Sprache umgehen, dass man sich schon auf Seite zwei dran gewöhnt hat. Sie skizziert in ihrem Roman mehr die Menschen als die Umwelt oder die Art zu wohnen und zu arbeiten. Der Leser erfährt, dass es Gefährte gibt, die autonom fahren, aber auch manuell gesteuert werden können, aber die Autorin verliert sich nie in technischen Raffinessen. Auch die Apparate zur Persönlichkeitsaufspaltung werden nur grob äußerlich beschrieben. Insgesamt scheint das Leben für die Menschen in den großen Metropolen nicht besonders erbaulich zu sein. Die Arbeit, die verrichtet wird, muss sehr monoton sein und die Freizeit am Wochenende macht einen tristen Eindruck, die Wohnverhältnisse sind sehr beengt. Ohne die »Anpassung« durch die Persönlichkeitsspaltung, die den Menschen zu einem funktionierenden Rädchen im System machen soll, wäre das Leben wohl nur schwer erträglich. Leider hat auch dieses vermeintlich perfekte System Fehler und so kommt es zu »Aussetzern« und »Unfällen«, denn trotz allem sind diese optimierten Wesen immer noch Menschen.
Die Autorin kommt zu dem Schluss, dass es durchaus auch so sein darf. Jeder darf seine Fehler haben, muss nicht massenkompatibel sein. Ganz im Gegenteil: Wer als »Einheitsmensch« droht, in der Masse unterzugehen, der darf sich ganz individuelle Lebensräume schaffen, in denen er glücklich leben kann. Jeder Mensch ist anders gestrickt und die, die keine Normalbürger sind, haben auch ihre Daseinsberechtigung.
Douglas und Kaynee sagen sich von der unmenschlichen Gesellschaft, in der jeder Mensch lediglich funktionieren soll, los und suchen ihr individuelles Glück abseits davon.
Man kann das Ende des Romans sicher verschieden deuten. Die einen werden glauben, die Liebenden suchten ihr Glück in einem Leben nach dem Tod, aber ich sehe die beiden abseits der Metropolen in einem kleinen Dorf, in dem sie sich mit ehrlicher Handarbeit ihren Lebensunterhalt verdienen und gemeinsam alt werden. Womöglich gibt es sogar weitere Sichtweisen.
Für mich ist dieser Roman einer, der Hoffnung macht. Er ist liebevoll und gekonnt verfasst. Ich kann die Lektüre nur empfehlen und verteile fünf von fünf Sternchen.
Aber auch in dieser fernen Zukunft gibt es Licht uns Schatten, so kann sich nicht jeder die Wartung seines in den Kopf eingelassenen Sockets leisten, wodurch es zu Fehlfunktionen und Aussetzern kommt.
Douglas stößt scheinbar ohne jeglichen Grund eine Person vor einen Zug. Diese Person überlebt den Anschlag nicht.
Er kommt darauf hin in das Zentrum der Professorin, die die Aufspaltung erfunden und für dessen Einführung gesorgt hat. Douglas, der in einem Heim aufgewachsen ist, soll hier getunt werden, damit er wieder ins System passt und möglichst schnell seine Arbeit weiter verrichten kann. Aber auch bei Kaynee kommt es in letzter Zeit immer wieder zu Aussetzern, so übernehmen Teile ihrer selbst ungefragt die Herrschaft.
Douglas und Kaynee lernen sich im Zentrum kennen und verlieben sich.
Die Autorin erzählt ihre Geschichte im Präsens und im ersten Moment kommt einem das ungewohnt vor, aber Gabriele Behrend kann so gut mit Sprache umgehen, dass man sich schon auf Seite zwei dran gewöhnt hat. Sie skizziert in ihrem Roman mehr die Menschen als die Umwelt oder die Art zu wohnen und zu arbeiten. Der Leser erfährt, dass es Gefährte gibt, die autonom fahren, aber auch manuell gesteuert werden können, aber die Autorin verliert sich nie in technischen Raffinessen. Auch die Apparate zur Persönlichkeitsaufspaltung werden nur grob äußerlich beschrieben. Insgesamt scheint das Leben für die Menschen in den großen Metropolen nicht besonders erbaulich zu sein. Die Arbeit, die verrichtet wird, muss sehr monoton sein und die Freizeit am Wochenende macht einen tristen Eindruck, die Wohnverhältnisse sind sehr beengt. Ohne die »Anpassung« durch die Persönlichkeitsspaltung, die den Menschen zu einem funktionierenden Rädchen im System machen soll, wäre das Leben wohl nur schwer erträglich. Leider hat auch dieses vermeintlich perfekte System Fehler und so kommt es zu »Aussetzern« und »Unfällen«, denn trotz allem sind diese optimierten Wesen immer noch Menschen.
Die Autorin kommt zu dem Schluss, dass es durchaus auch so sein darf. Jeder darf seine Fehler haben, muss nicht massenkompatibel sein. Ganz im Gegenteil: Wer als »Einheitsmensch« droht, in der Masse unterzugehen, der darf sich ganz individuelle Lebensräume schaffen, in denen er glücklich leben kann. Jeder Mensch ist anders gestrickt und die, die keine Normalbürger sind, haben auch ihre Daseinsberechtigung.
Douglas und Kaynee sagen sich von der unmenschlichen Gesellschaft, in der jeder Mensch lediglich funktionieren soll, los und suchen ihr individuelles Glück abseits davon.
Man kann das Ende des Romans sicher verschieden deuten. Die einen werden glauben, die Liebenden suchten ihr Glück in einem Leben nach dem Tod, aber ich sehe die beiden abseits der Metropolen in einem kleinen Dorf, in dem sie sich mit ehrlicher Handarbeit ihren Lebensunterhalt verdienen und gemeinsam alt werden. Womöglich gibt es sogar weitere Sichtweisen.
Für mich ist dieser Roman einer, der Hoffnung macht. Er ist liebevoll und gekonnt verfasst. Ich kann die Lektüre nur empfehlen und verteile fünf von fünf Sternchen.
Wie multipel darf es denn sein? - Rezi von Angelsammy, Lovelybooks zu Salzgras und Lavendel
Was das Genre Science Fiction angeht, kursieren noch immer zahllose Klischees. Eines davon lautet, daß es ein "maskulines" Genre, von Männern hauptsächlich dominiert und Frauen unterrepräsentiert.
Tatsache ist, daß viele Frauen SF schreiben, aber in der Rezeptionsgeschichte hauptsächlich Männer die Meriten eingestrichen haben. Arthur C. Clarke, Philipp K. Dick, Isaac Asimov, usw. Daß aber auch Doris Lessing SF verfasst hatte, wissen viele gar nicht.
Eine deutsche SF - Autorin hatte bei Wikipedia einen Artikel über die Geschichte deutscher SF - Autorinnen veröffentlicht. Ein männliches Mitglied der deutschen Sektion von Wikipedia hat den Artikel als irrelevant gelöscht. Frechheit! Wie überhaupt Wikipedia in Deutschland überwiegend von Männern beherrscht wird.
Dies hier ist das erste Buch von Gabriele Behrend, das ich gelesen habe. Ich bin über alle Maßen begeistert! Ich bin darüber sehr froh, daß mir dieses Juwel nicht durch die Finger geschlüpft ist.
Sie schreibt elegant, komplex, verständlich, mit poetischem Impakt gesellschaftskritisch. Ihre Charaktere besitzen Tiefe, haben Ausdruck und sind äußerst facettenreich. Die Möglichkeiten der Technik, wie sie sich weiterentwickeln könnte, hat sie konsequent weitergedacht. Deswegen ist diese Geschichte durchaus auch eine Dystopie, aber nicht nur. Diese Kategorisierung würfe dem Werk nicht annähernd gerecht werden.
Ihr Figurenensemble und das Setting, die interpersonellen Dialoge sind sehr authentisch.
Aber um was geht es überhaupt?
Erst einmal etwas zur Erläuterung. Multiple Persönlichkeitsstörung, das ist jetzt, in unserer Zeit, eine ernsthafte psychische Störung, die infolge schwerer Traumatisierung getriggert wird, um zu überleben. Ein Zustand also, der nicht wünschenswert ist.
In jenem London der Zukunft, das der Schauplatz ist, ist aber genau dieses Multiple förder - und wünschenswert. Denn diese Prozedur erfolgt kontrolliert. Bereits bei den Kleinsten. Sie bekommen ein Implantat verpflanzt, das seinen Sitz im bzw. am Hirn hat.
Das Ich des normalen Menschen stellt eine unifizierte Einheit dar, aber natürlich mit Facetten. Der arbeitssame Kollege, der Fürsorger, der Wächter, das sexuelle Ich, das Kind in einem selbst, der Organisator usw.
Beim Menschen der Zukunft, der als lebendes, atmendes Wesen eine Entität darstellt, bekommt ein gesamtes Persönlichkeitsset verpasst. Die eben erwähnten Facetten und noch andere werden mit High Tech abgespalten und werden zu einem eigenen "Ich", das aber der Entität untergeordnet bleibt. So wird der Mensch zur multiplen Persönlichkeit, aber eben kontrolliert, zivilisiert und effizient, ohne lästige Ausfälle.
Es gibt dafür Zentren, Behörden und Gesetze, die den Prozess durchführen, überwachen und Mißbrauch vorbeugen bzw. bestrafen. Die ganze Gesellschaft ist nur noch auf Effizienz getrimmt und die wenigen, die nicht dergestalt konditioniert wurden, gelten als potentiell unkontrollierbar, als sogenannte "Wilde".
Genau das passiert Douglas Hewitt, als Kind bereits zur Vollwaise geworden, in seinen Dreißigern und Datenarchäologe von Beruf. Er hat zwar im Waisenhaus lebend, noch als Heranwachsender nachträglich das Implantat, das Socket bekommen, aber eben nur die Basisbehandlung.
Er hat sein archaisches Privatich, von seinen inneren Dämonen geplagt und sein effizientes Arbeitsich. Und das ist alles.
Eines Tages tickt er scheinbar aus, als er einen Mann, den er nicht kennt, vor die U-Bahn schubst und dieser daraufhin stirbt. Doug besitzt jedoch keinerlei Erinnerung an den Vorfall.
Er hat großes Glück, daß sich Professorin Claire Paulson sich seiner annimmt. In ihrem progressiven Zentrum soll er ein ganzes Persönlichkeitsset erhalten. Eine Chance auf Bewährung, eine Chance, rehabilitiert zu werden, eine Chance, nicht inhaftiert zu werden.
Der Prozess klappt zunächst erstaunlich gut. Kaynee ist seine Patin im Zentrum, eine charmante, bezaubernde, junge Frau, mit komplettem multiplen Set. Sie verstehen sich gut - zu gut?
Sanders, der Techniker, der für Doug zuständig ist, generiert immer destruktivere Eifersucht. Mit Kaynee selbst scheint etwas nicht zu stimmen, weil sie scheinbare Fehlfunktionen bemerkt, Claire gegenüber aber verschweigt, aus Angst um ihren Job.
Bald schon überschlagen sich die Ereignisse mit unvorhersehbaren, weitreichenden Folgen. Wird es am Ende nur Verlierer geben?
Das Buch ist emotional packend, rührt tief an, in all den Aspekten der eigenen Seele und Psyche, sympathische Protagonisten und teils undurchsichtige Antagonisten. Eine durch durch humanistische Claire. Schwanger von Melancholie, tieftraurig, aber auch nicht einer gewissen Hoffnung entbehrend.
Mit wirklich überraschenden Aha- Wendungen und einem bittersüßen Ende. Poetisch gefärbt, niveauvoll und hypnotisch geschrieben.
Es gibt technische Details im Buch. Diese werden indes aber derart gut integriert und unaufdringlich erläutert, so daß das weder den Lesefluss stört und alles verständlich macht. Eine erschreckende Vision der Zukunft. Dieser "Fortschritt" sorgt zwar dafür, daß die Menschen friedlicher sind, also das Zusammenleben wesentlich besser funktioniert. Aber zu welchem Preis?
Gabriele Behrend schreibt ungeschönt über die Schattenseiten und schlimmen Folgen, ohne daß sie jemals belehrend oder moralistisch wird. Sie versinkt ebensowenig in endlosem Pessimismus. Sie läßt dem Leser genug Spiel- und Freiraum sich selbst eine Meinung zu bilden. Ich jedenfalls würde solch ein Implantat nicht haben wollen. Eine Gesellschaft, die nur noch auf Effizienz konditioniert ist, wird schnell inhuman und seelenlos, verliert ihre einzigartige Esssenz.
Ein weiteres absolutes Highlight, dieses kongeniale Meisterwerk, sehr intelligent und mehr als "nur" Unterhaltung. Ich mußte auch weinen und werde zum intensiven Reflektieren angeregt. Danke, Gabriele Behrend!!!
Tatsache ist, daß viele Frauen SF schreiben, aber in der Rezeptionsgeschichte hauptsächlich Männer die Meriten eingestrichen haben. Arthur C. Clarke, Philipp K. Dick, Isaac Asimov, usw. Daß aber auch Doris Lessing SF verfasst hatte, wissen viele gar nicht.
Eine deutsche SF - Autorin hatte bei Wikipedia einen Artikel über die Geschichte deutscher SF - Autorinnen veröffentlicht. Ein männliches Mitglied der deutschen Sektion von Wikipedia hat den Artikel als irrelevant gelöscht. Frechheit! Wie überhaupt Wikipedia in Deutschland überwiegend von Männern beherrscht wird.
Dies hier ist das erste Buch von Gabriele Behrend, das ich gelesen habe. Ich bin über alle Maßen begeistert! Ich bin darüber sehr froh, daß mir dieses Juwel nicht durch die Finger geschlüpft ist.
Sie schreibt elegant, komplex, verständlich, mit poetischem Impakt gesellschaftskritisch. Ihre Charaktere besitzen Tiefe, haben Ausdruck und sind äußerst facettenreich. Die Möglichkeiten der Technik, wie sie sich weiterentwickeln könnte, hat sie konsequent weitergedacht. Deswegen ist diese Geschichte durchaus auch eine Dystopie, aber nicht nur. Diese Kategorisierung würfe dem Werk nicht annähernd gerecht werden.
Ihr Figurenensemble und das Setting, die interpersonellen Dialoge sind sehr authentisch.
Aber um was geht es überhaupt?
Erst einmal etwas zur Erläuterung. Multiple Persönlichkeitsstörung, das ist jetzt, in unserer Zeit, eine ernsthafte psychische Störung, die infolge schwerer Traumatisierung getriggert wird, um zu überleben. Ein Zustand also, der nicht wünschenswert ist.
In jenem London der Zukunft, das der Schauplatz ist, ist aber genau dieses Multiple förder - und wünschenswert. Denn diese Prozedur erfolgt kontrolliert. Bereits bei den Kleinsten. Sie bekommen ein Implantat verpflanzt, das seinen Sitz im bzw. am Hirn hat.
Das Ich des normalen Menschen stellt eine unifizierte Einheit dar, aber natürlich mit Facetten. Der arbeitssame Kollege, der Fürsorger, der Wächter, das sexuelle Ich, das Kind in einem selbst, der Organisator usw.
Beim Menschen der Zukunft, der als lebendes, atmendes Wesen eine Entität darstellt, bekommt ein gesamtes Persönlichkeitsset verpasst. Die eben erwähnten Facetten und noch andere werden mit High Tech abgespalten und werden zu einem eigenen "Ich", das aber der Entität untergeordnet bleibt. So wird der Mensch zur multiplen Persönlichkeit, aber eben kontrolliert, zivilisiert und effizient, ohne lästige Ausfälle.
Es gibt dafür Zentren, Behörden und Gesetze, die den Prozess durchführen, überwachen und Mißbrauch vorbeugen bzw. bestrafen. Die ganze Gesellschaft ist nur noch auf Effizienz getrimmt und die wenigen, die nicht dergestalt konditioniert wurden, gelten als potentiell unkontrollierbar, als sogenannte "Wilde".
Genau das passiert Douglas Hewitt, als Kind bereits zur Vollwaise geworden, in seinen Dreißigern und Datenarchäologe von Beruf. Er hat zwar im Waisenhaus lebend, noch als Heranwachsender nachträglich das Implantat, das Socket bekommen, aber eben nur die Basisbehandlung.
Er hat sein archaisches Privatich, von seinen inneren Dämonen geplagt und sein effizientes Arbeitsich. Und das ist alles.
Eines Tages tickt er scheinbar aus, als er einen Mann, den er nicht kennt, vor die U-Bahn schubst und dieser daraufhin stirbt. Doug besitzt jedoch keinerlei Erinnerung an den Vorfall.
Er hat großes Glück, daß sich Professorin Claire Paulson sich seiner annimmt. In ihrem progressiven Zentrum soll er ein ganzes Persönlichkeitsset erhalten. Eine Chance auf Bewährung, eine Chance, rehabilitiert zu werden, eine Chance, nicht inhaftiert zu werden.
Der Prozess klappt zunächst erstaunlich gut. Kaynee ist seine Patin im Zentrum, eine charmante, bezaubernde, junge Frau, mit komplettem multiplen Set. Sie verstehen sich gut - zu gut?
Sanders, der Techniker, der für Doug zuständig ist, generiert immer destruktivere Eifersucht. Mit Kaynee selbst scheint etwas nicht zu stimmen, weil sie scheinbare Fehlfunktionen bemerkt, Claire gegenüber aber verschweigt, aus Angst um ihren Job.
Bald schon überschlagen sich die Ereignisse mit unvorhersehbaren, weitreichenden Folgen. Wird es am Ende nur Verlierer geben?
Das Buch ist emotional packend, rührt tief an, in all den Aspekten der eigenen Seele und Psyche, sympathische Protagonisten und teils undurchsichtige Antagonisten. Eine durch durch humanistische Claire. Schwanger von Melancholie, tieftraurig, aber auch nicht einer gewissen Hoffnung entbehrend.
Mit wirklich überraschenden Aha- Wendungen und einem bittersüßen Ende. Poetisch gefärbt, niveauvoll und hypnotisch geschrieben.
Es gibt technische Details im Buch. Diese werden indes aber derart gut integriert und unaufdringlich erläutert, so daß das weder den Lesefluss stört und alles verständlich macht. Eine erschreckende Vision der Zukunft. Dieser "Fortschritt" sorgt zwar dafür, daß die Menschen friedlicher sind, also das Zusammenleben wesentlich besser funktioniert. Aber zu welchem Preis?
Gabriele Behrend schreibt ungeschönt über die Schattenseiten und schlimmen Folgen, ohne daß sie jemals belehrend oder moralistisch wird. Sie versinkt ebensowenig in endlosem Pessimismus. Sie läßt dem Leser genug Spiel- und Freiraum sich selbst eine Meinung zu bilden. Ich jedenfalls würde solch ein Implantat nicht haben wollen. Eine Gesellschaft, die nur noch auf Effizienz konditioniert ist, wird schnell inhuman und seelenlos, verliert ihre einzigartige Esssenz.
Ein weiteres absolutes Highlight, dieses kongeniale Meisterwerk, sehr intelligent und mehr als "nur" Unterhaltung. Ich mußte auch weinen und werde zum intensiven Reflektieren angeregt. Danke, Gabriele Behrend!!!
Klare Leseempfehlung - Rezi von Dandy, Lovelybooks zu Salzgras und Lavendel
Bei „ Salzgras & Lavendel“ von Gabriele Behrend handelt es sich um eine Geschichte, die man dem Genre „Inner Space“ zuordnen kann.
Der Plot ist wirklich sehr interessant und regt zum Nachdenken an. Douglas steht vor der Wahl. Entweder lebenslange Haft oder die Implantierung einer multiplen Persönlichkeit.
Der knackige Schreibstil der Autorin hat mir gefallen. Hier ist kein Wort zuviel. Klare, aussagekräftige Sätze. Die Geschichte fesselt einen von Seite zu Seite mehr an dieses Buch.
Die Autorin hat sich hier sehr viel Gedanken über die mögliche Weiterentwicklung der Technik gemacht. Dies hört sich so plausibel an, dass ich Gänsehaut bekommen habe.
Dies ist kein Buch , dass man mal soeben zwischendurch liest. Man sollte sich Zeit dafür nehmen, darüber nachdenken und sich emotional in die Protagonisten hineinversetzen.
Ich empfehle dieses Buch weiter.
Der Plot ist wirklich sehr interessant und regt zum Nachdenken an. Douglas steht vor der Wahl. Entweder lebenslange Haft oder die Implantierung einer multiplen Persönlichkeit.
Der knackige Schreibstil der Autorin hat mir gefallen. Hier ist kein Wort zuviel. Klare, aussagekräftige Sätze. Die Geschichte fesselt einen von Seite zu Seite mehr an dieses Buch.
Die Autorin hat sich hier sehr viel Gedanken über die mögliche Weiterentwicklung der Technik gemacht. Dies hört sich so plausibel an, dass ich Gänsehaut bekommen habe.
Dies ist kein Buch , dass man mal soeben zwischendurch liest. Man sollte sich Zeit dafür nehmen, darüber nachdenken und sich emotional in die Protagonisten hineinversetzen.
Ich empfehle dieses Buch weiter.
Multiple Persönlichkeiten einmal ganz anders - Rezi von Beate_goes_Woid, Lovelybooks zu S&L
Der angenehme Schreibstil der Autorin lassen mich gut in die Geschichte starten. Trotz vieler verschiedener Charaktere, die zunächst vorgestellt werden, gelingt der Einstieg sehr gut. Die Ausführungen über Technik und deren Weiterentwicklung lassen mich schaudern und bringen mich zum Grübeln, ob ich in solch einer Welt leben möchte. Die Kritik an HighTech ist tatsächlich angemessen und angebracht.
Die Geschichte ist facettenreich, bringt immer wieder unvorhergesehene Wendungen und überrascht am Ende mit einem schwermütig, melancholischen Happy End.
Der Leser bleibt am Ende der letzten Seite mit viel Stoff zum Nachdenken zurück. Und das ist es, was ein Buch leisten muss - in Erinnerung bleiben und zum Reflektieren anregen. Das hat Gabriele Behrend geschafft, darum gibt es dafür fünf von fünf Sternen.
Die Geschichte ist facettenreich, bringt immer wieder unvorhergesehene Wendungen und überrascht am Ende mit einem schwermütig, melancholischen Happy End.
Der Leser bleibt am Ende der letzten Seite mit viel Stoff zum Nachdenken zurück. Und das ist es, was ein Buch leisten muss - in Erinnerung bleiben und zum Reflektieren anregen. Das hat Gabriele Behrend geschafft, darum gibt es dafür fünf von fünf Sternen.
Wer bin ich wirklich? - Rezi von Rewareni, Lovelybooks zu Salzgras & Lavendel
Für Douglas bricht eine Welt zusammen, als man ihn verhaftet, da er den Tod eines Menschen verursacht hat. Doch noch viel schlimmer ist, dass er sich daran nicht erinnern kann. Aber er bekommt eine Chance, wie er eine lebenslange Haft umgehen kann. Die revolutionäre Methode, sich ein Socket implantieren zu lassen, ermöglicht es ihm eine multiple Persönlichkeit zu besitzen, so wie bereits viele anderer Menschen in seinem Umfeld. So kann er jederzeit auf jede Situation angemessen reagieren. Auch wenn der Eingriff nicht ungefährlich ist, lässt sich Douglas darauf ein und er ist froh, dass ihn die sympathische Kaynee, die ab nun seine Patin ist, dabei unterstützt. Doch bald schon muss er feststellen, dass die nachfolgende Therapie Risiken mit sich bringt und speziell Sanders, der Techniker, der für ihn sein Persönlichkeitsset einrichtet, offenbar eigene Pläne verfolgt. Aber auch die Professorin Claire Paulson, die ihm diese einmalige Chance geboten hat spürt, dass in ihrem Zentrum Dinge passieren, die ihren mühsam erarbeitet Erfolg gefährden könnten.
Die Autorin Gabriele Behrend nimmt in dem Science Fiction Roman ,,Salzgras und Lavendel“ nicht nur ihren Protagonisten Douglas auf eine abenteuerliche Reise in die Zukunft mit, sondern auch den Leser, der in einer Zeit landet, wo man nach dem Roman nicht unbedingt leben möchte. Die originelle Idee einer Persönlichkeitsaufspaltung, wo man die Möglichkeit hat viele Identitäten in sich vereinen zu können, hat mich zugegebener Maße zu Beginn sehr verwirrt und ich habe eine Zeit gebraucht mich ob der vielen Namen und Persönlichkeiten zurecht zu finden. Danach war es spannend zu lesen, wie die Menschen ständig wechseln zwischen ihrem Arbeits-Ich oder ihrem Privat- Ich. Gut dargestellt waren dabei die verschiedenen Persönlichkeiten die alle Paletten von Emotionen oder Eigenheit dabei ausgespielt haben. Egal ob sie seriös, verträumt oder wütend waren, jede Persönlichkeit ist dabei im Grunde aus einem Körper entsprungen. Dabei hat die Autorin gewisse technische Spielereien eingesetzt wo man als Leser immer wieder staunen konnte, ob ihres Einfallsreichtums. Auf der einen Seite klingt es für den Menschen gut, wenn er sich in sich selbst zurück ziehen kann, wenn er einer Situation nicht gewachsen ist oder er einmal Ruhe haben möchte, aber wie man in dem Roman erfährt, gibt es in dieser hoch technologischen Zeit, sehr wohl Risiken, die man besser verschweigt. Hierbei zeigt Gabriele Behrend auch auf, dass es wie so oft eine Zweiklassen Gesellschaft gibt, wo die Reichen sich die beste Wartung ihrer Hardware leisten können und die anderen eben nicht und dass es dann zu schweren Problemen der Socket kommen kann, wird am besten Verschwiegen. Ihre Protagonisten sind durchwegs sympathisch und besitzen sogar auch Empathie, wo man es gar nicht vermuten würde. Es ist ein ständiges Hoffen und Bangen, ob es für Douglas und Kaynee zu einem guten Ende kommt. So wie die Autorin dann das Ende herbei geführt hat, war es eine Überraschung. Ob man sich wohl fühlen würde in einer Welt, wo alle Gefühle steuerbar sind und im Grunde jeder gleich weiß, wie der andere reagiert, ist zu bezweifeln. Wer sich also in das Land wo ,,Salzgras und Lavendel“ wächst hinein traut, wird es am Ende selbst erkennen.
Die Autorin Gabriele Behrend nimmt in dem Science Fiction Roman ,,Salzgras und Lavendel“ nicht nur ihren Protagonisten Douglas auf eine abenteuerliche Reise in die Zukunft mit, sondern auch den Leser, der in einer Zeit landet, wo man nach dem Roman nicht unbedingt leben möchte. Die originelle Idee einer Persönlichkeitsaufspaltung, wo man die Möglichkeit hat viele Identitäten in sich vereinen zu können, hat mich zugegebener Maße zu Beginn sehr verwirrt und ich habe eine Zeit gebraucht mich ob der vielen Namen und Persönlichkeiten zurecht zu finden. Danach war es spannend zu lesen, wie die Menschen ständig wechseln zwischen ihrem Arbeits-Ich oder ihrem Privat- Ich. Gut dargestellt waren dabei die verschiedenen Persönlichkeiten die alle Paletten von Emotionen oder Eigenheit dabei ausgespielt haben. Egal ob sie seriös, verträumt oder wütend waren, jede Persönlichkeit ist dabei im Grunde aus einem Körper entsprungen. Dabei hat die Autorin gewisse technische Spielereien eingesetzt wo man als Leser immer wieder staunen konnte, ob ihres Einfallsreichtums. Auf der einen Seite klingt es für den Menschen gut, wenn er sich in sich selbst zurück ziehen kann, wenn er einer Situation nicht gewachsen ist oder er einmal Ruhe haben möchte, aber wie man in dem Roman erfährt, gibt es in dieser hoch technologischen Zeit, sehr wohl Risiken, die man besser verschweigt. Hierbei zeigt Gabriele Behrend auch auf, dass es wie so oft eine Zweiklassen Gesellschaft gibt, wo die Reichen sich die beste Wartung ihrer Hardware leisten können und die anderen eben nicht und dass es dann zu schweren Problemen der Socket kommen kann, wird am besten Verschwiegen. Ihre Protagonisten sind durchwegs sympathisch und besitzen sogar auch Empathie, wo man es gar nicht vermuten würde. Es ist ein ständiges Hoffen und Bangen, ob es für Douglas und Kaynee zu einem guten Ende kommt. So wie die Autorin dann das Ende herbei geführt hat, war es eine Überraschung. Ob man sich wohl fühlen würde in einer Welt, wo alle Gefühle steuerbar sind und im Grunde jeder gleich weiß, wie der andere reagiert, ist zu bezweifeln. Wer sich also in das Land wo ,,Salzgras und Lavendel“ wächst hinein traut, wird es am Ende selbst erkennen.
Rezension von Callibso / Goodreads zu Salzgras & Lavendel
Der Roman beschreibt eine Gesellschaft, in der das Selbst, die Gesamtentität gesplittet werden kann in multiple Persönlichkeiten, die möglichst effizient und teilweise autonom agieren können. Ein Mensch hat also einen “Persönlichkeitsset” und je nach Notwendigkeit übernimmt einmal die eine oder die andere Persönlichkeit die Regie.
Die Sprache ist ein Genuss und nach ca. 200 Seiten, als ich langsam ermüdet war vom Hin und Her der diversen Persönlichkeitssplitter, zog die Handlung an, um noch in so etwas wie ein versöhnliches Ende zu führen.
Die Sprache ist ein Genuss und nach ca. 200 Seiten, als ich langsam ermüdet war vom Hin und Her der diversen Persönlichkeitssplitter, zog die Handlung an, um noch in so etwas wie ein versöhnliches Ende zu führen.
Rezension von Christel Scheja / Fantasyguide zu Salzgras & Lavendel
Die 1974 geborene und heute in Düsseldorf lebende Gabriele Behrend zieht es in ihren phantastischen Geschichten nicht hinaus ins Weltall. Sie bleibt lieber auf der Erde und unter den ganz normalen Menschen, die von futuristischen Entwicklungen umgeben sind und durch besondere Umstände auch in die Mühlen einer nur vordergründig strahlenden Zukunft geraten.
In nicht all zu ferner Zukunft sind die meisten Menschen nicht mehr nur ein Individuum, sondern mit einem ganzen Set von Persönlichkeiten ausgestattet, das ihnen hilft in jeder Situation angemessen zu reagieren, effizient zu arbeiten und auch in der Freizeit die Angebote entsprechend auszukosten. Und alle negativen Züge – die sogenannten Bestien, werden in den Keller gesperrt. Douglas war bisher einer derjenigen, die noch nicht so optimiert wurden. Als er den Tod eines Menschen verursacht, wird er vor die Wahl gestellt: Entweder er geht als Mörder ins Gefängnis, oder aber er unterzieht sich einer Behandlung, lässt auch in sich eine multiple Persönlichkeit installieren. Wie man sich denken kann, läuft die Behandlung nicht ganz so, wie die Mediziner es sich erhoffen, hat Douglas doch eine einzigartige Vorgeschichte, die ihn anders sein lassen und später auch einen eigenen Weg verfolgen. Aber gerade weil er der Außenseiter ist, kann der Leser einen differenzierten Blick auf diese schöne neue Welt werfen. Auf den ersten Blick scheint es sogar ganz angenehm zu sein, wenn verschiedene Persönlichkeiten den Körper lenken, helfen sie doch Schwierigkeiten und Probleme angemessen zu erledigen, im Job zu funktionieren und dennoch die Freizeit zu genießen. Aber die Autorin baut in all diese positiven Entwicklungen auch immer wieder Stolperfallen ein, die einen als Leser aufhorchen und nachdenken lassen. Kann es auf Dauer wirklich gut gehen, wenn Menschen so angepasst werden? Oder ist der Wille vielleicht doch zu stark, um sich auf Dauer zähmen und kontrollieren zu lassen? Die Geschichte mag vordergründig eine einfache Handlung haben, die Spannung und Faszination steckt aber in den Details der inneren Welt, an die Gabriele Behrend den Leser teilhaben lässt. So wie man sich manchmal wünscht, manche Facetten seiner Persönlichkeit bei Bedarf hervor zu zaubern, so deutlich kommen auch immer wieder die negativen Seiten des Ganzen zum Vorschein. Vieles Alltägliche mag auf den ersten Blick dann auch noch banal erscheinen, sie runden aber den Eindruck auf und machen die Entscheidung, die der Held am Ende für sich trifft, gut nachvollziehbar. Denn Gefühle spielen auch eine große Rolle in der Geschichte, die in den »Inner Space« entführt und durch die vielen feinen Details einen faszinierenden Kosmos erschafft, der sich ganz klar auf eines konzentriert: eine mögliche Entwicklung in dem menschlichen Bestreben, sich selbst zu optimieren. Das ganze wird in eine unterhaltsame und flüssige Handlung gebettet, die warmherzig und mit prägnanten Bildern voran getrieben wird. Fazit: »Salzgras und Lavendel« ist sicherlich kein Science Fiction-Roman für actionverwöhnte Fans, sondern eher die Leser, die leise Töne schätzen und die Blüten, die der Mensch in Zukunft treiben könnte, wenn die Technik auch die Optimierung des Geistes erlauben würde. Das Buch wird zwar ruhig erzählt, baut aber eine stete Spannung bis zum Ende hin auf und regt auch zum Nachdenken an.
In nicht all zu ferner Zukunft sind die meisten Menschen nicht mehr nur ein Individuum, sondern mit einem ganzen Set von Persönlichkeiten ausgestattet, das ihnen hilft in jeder Situation angemessen zu reagieren, effizient zu arbeiten und auch in der Freizeit die Angebote entsprechend auszukosten. Und alle negativen Züge – die sogenannten Bestien, werden in den Keller gesperrt. Douglas war bisher einer derjenigen, die noch nicht so optimiert wurden. Als er den Tod eines Menschen verursacht, wird er vor die Wahl gestellt: Entweder er geht als Mörder ins Gefängnis, oder aber er unterzieht sich einer Behandlung, lässt auch in sich eine multiple Persönlichkeit installieren. Wie man sich denken kann, läuft die Behandlung nicht ganz so, wie die Mediziner es sich erhoffen, hat Douglas doch eine einzigartige Vorgeschichte, die ihn anders sein lassen und später auch einen eigenen Weg verfolgen. Aber gerade weil er der Außenseiter ist, kann der Leser einen differenzierten Blick auf diese schöne neue Welt werfen. Auf den ersten Blick scheint es sogar ganz angenehm zu sein, wenn verschiedene Persönlichkeiten den Körper lenken, helfen sie doch Schwierigkeiten und Probleme angemessen zu erledigen, im Job zu funktionieren und dennoch die Freizeit zu genießen. Aber die Autorin baut in all diese positiven Entwicklungen auch immer wieder Stolperfallen ein, die einen als Leser aufhorchen und nachdenken lassen. Kann es auf Dauer wirklich gut gehen, wenn Menschen so angepasst werden? Oder ist der Wille vielleicht doch zu stark, um sich auf Dauer zähmen und kontrollieren zu lassen? Die Geschichte mag vordergründig eine einfache Handlung haben, die Spannung und Faszination steckt aber in den Details der inneren Welt, an die Gabriele Behrend den Leser teilhaben lässt. So wie man sich manchmal wünscht, manche Facetten seiner Persönlichkeit bei Bedarf hervor zu zaubern, so deutlich kommen auch immer wieder die negativen Seiten des Ganzen zum Vorschein. Vieles Alltägliche mag auf den ersten Blick dann auch noch banal erscheinen, sie runden aber den Eindruck auf und machen die Entscheidung, die der Held am Ende für sich trifft, gut nachvollziehbar. Denn Gefühle spielen auch eine große Rolle in der Geschichte, die in den »Inner Space« entführt und durch die vielen feinen Details einen faszinierenden Kosmos erschafft, der sich ganz klar auf eines konzentriert: eine mögliche Entwicklung in dem menschlichen Bestreben, sich selbst zu optimieren. Das ganze wird in eine unterhaltsame und flüssige Handlung gebettet, die warmherzig und mit prägnanten Bildern voran getrieben wird. Fazit: »Salzgras und Lavendel« ist sicherlich kein Science Fiction-Roman für actionverwöhnte Fans, sondern eher die Leser, die leise Töne schätzen und die Blüten, die der Mensch in Zukunft treiben könnte, wenn die Technik auch die Optimierung des Geistes erlauben würde. Das Buch wird zwar ruhig erzählt, baut aber eine stete Spannung bis zum Ende hin auf und regt auch zum Nachdenken an.
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Nominiert für den Kurd-Laßwitz-Preis für den besten deutschsprachigen Roman 2021! > Platz 3!
Nominiert für den Seraph 2021 für den besten Roman!
Nominiert für den DSFP 2021 für den besten Roman! > Platz 2!
Inhalt einer Seminarsitzung des Praxisprojekts "Technikzukünfte in der deutschsprachigen SF-Literatur" an der Ruhr-Universität Bochum im Sommersemester 2021 und Wintersemester 2021/22
Nominiert für den Seraph 2021 für den besten Roman!
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