Auf der Metropolcon in Berlin traf ich Melanie Schuhmacher von melart_ink und habe mich in eines ihrer Tattoo-Motive verliebt: ein kleines Kaktusmädchen. Ich ließ es mir stechen. Einen Morgen später wachte ich auf und bekam eine Biene nicht aus dem Kopf, die auch im Angebot war. Kurz und gut - ich ließ mir auch die Biene stechen, so dass ich jetzt zwei bezaubernde Wesen mit mir herumtrage. Und beide hatten sich mit Namen bei mir vorgestellt und hatten ihre Geschichte mit im Gepäck - eine Geschichte, die ich euch nun erzählen möchte...
Eine stachelige Freundschaft
Es war einmal ein reizendes Kaktusmädchen mit sattsam grüner Haut, einer Ranke als Zopf mit Blättern daran und einer ganz zauberhaften Blüte neben dem Scheitel. Und sie hatte Stacheln, wunderprächtig viele Stacheln, ganz spitz und stark und ganz so, wie es sich für ein properes gesundes Kaktusmädchen gehört. Aber so rundum wohlgeraten hatte Susi, denn so hieß unser Kaktusmädchen, doch einen Kummer: sie war allein.
Überall wo sie auftauchte, schraken die Menschen und Tiere vor ihr zurück. Kam man ihr versehentlich zu nahe, schon war es passiert, ein Stachel hatte sich bereits in Haut oder Fell gebohrt. Das tat weh! Und so winkten sie ihr aus der Ferne, drehten sich dann herum und nahmen die Beine in die Hand. Weg waren sie und Susie war wieder allein.
Als Susi eines Tages am Rand einer schönen, bunt herausgeputzten Wiese saß und bitterlich weinte, da hörte sie mit einem Mal ein durchdringendes und sehr entschiedenes Summen in der Luft. Einen Moment später erstarb das Summen, gleichzeitig spürte Susi, wie sich etwas oder jemand auf ihr niederließ. Genauer gesagt, auf ihrer Blüte. Susi schnäuzte sich. Dann fragte sie recht vorsichtig nach oben in die Luft hinein: „Wer da?“
„Kann grad nicht reden“, tönte es aus vollem Mund zurück. „Bin grad am Frühstücken!“
„Auf mir?“
„Auf der Blume!“ Dann war ein Schmatzen zu hören und ein kräftiges Rülpsen. „Du hast da eine sehr schöne Blume auf dem Kopf. Sehr süß, richtig lecker!“
„Da freu ich mich ja, dass du dich so freust. Aber, hör mal, wer hat dir erlaubt auf meinem Kopf herumzutanzen?“
„Ich habe dich schniefen hören und dachte mir Oh, oh, da musst du mal vorbeischauen. Aber dann sah ich deine Blume und hatte ganz plötzlich Hunger. Also habe ich einen Mundvoll genommen.“
„Du bist zu mir gekommen?“ Susi staunte nicht schlecht. „Aber niemand will was mit mir zu tun haben!“
„Warum denn nicht?“
„Na, weil ich so stachelig bin. Jeder fürchtet sich vor mir, ach hätte ich doch keine Stacheln mehr!“
„Aber dann wärst du doch nicht mehr ein Kaktusmädchen.“ Susis Besucher hockte noch immer auf der Blume und war hörbar irritiert.
„Wer bist du eigentlich? Und zeigst du dich auch einmal?“
„Ich bin Bies van Prym, aber alle nennen mich Prym.“ Damit flatterte eine kleine pummelige Biene von Susis Kopf direkt vor ihr grünes Gesicht. „Da bin ich!“ summte sie zu Susi hin. „Und wer bist du, die da so heulend am Wiesenrand hockt?“
„Ich bin Susi Stichling“, erwiderte diese. „Und nun?“
„Lass uns durch die Wiese streichen. Dann kann ich noch ein paar Pollen sammeln. Und wenn du willst, kann ich dich an einen Ort bringen, wo es ganz viele Kaktusmädchen und Kaktusjungens gibt.“
„So einen Ort gibt es?“
„Ja, wirklich, ich bin da mal drüber weggesummt. Es ist eine Kaktusschule auf einem großen Feld. Nördlich von hier.“
Gesagt, getan. Susi und Prym tollten über die Wiese, immer gen Norden, und als sie an den Rand des Blütenmeeres traten mussten sie herzlich lachen. Denn Susi war über und über mit Blüten bedeckt und Prym wog schwer von all dem Pollen, den sie gesammelt hatte. In derlei prachtvolle Farben gekleidet, liefen sie nach einer kurzen Pause weiter, und nicht lange darauf, kamen sie an ein weites Feld, auf dem es lärmte und lachte und wie in einem Bienenstock summte: sie hatten die Kaktusschule erreicht. Und auf einmal rannte keiner vor Susi davon, auf einmal wurde sie von anderen Kaktusmädchen und -jungen umarmt. Das fühlte sich wie ein Kitzeln an, denn die anderen hatten Stacheln wie sie und das piekte mithin bei einem festen Knuddler. Susi ging völlig auf zwischen den ihren und bemerkte dabei gar nicht, dass Pryms Summen nicht mehr zu hören war.
Nach einer Weile zog sich Susi an den Rand des Geschehens zurück. „Prym?“, fragte sie leise. „Prym, bist du da?“
Das Summen schwieg noch immer. „Prym!“ Susi rief lauter. „Wo bist du?“
Da gab es eine Erschütterung auf Susis Blüte. Dort hatte Prym im Hocken geschlafen, müde und pollenschwer. „Was is?“, fragte die Pummelbiene. „Wer wagt es mich zu wecken?“
„Ich“, sagte Susi.
„Und warum?“
„Weil ich dir danken wollte. Du hast mich zu den meinen gebracht, du hast meine Tränen trocknen lassen. Sag, was kann ich dir Gutes tun?“
Bies van Prym überlegte nicht lang. „Sollte ich jemals in Gefahr geraten, darf ich mich dann zwischen deinen Stacheln verstecken? Willst du mich beschützen?“
„Aber du hast doch selbst einen Stachel, wieso soll ich dich beschützen? Nicht, dass ich das nicht tun wollte, allein, ich möchte es verstehen!“
„Nun“, Prym schluckte. „Ich kann meinen Stachel nur einmal einsetzen, dann muss ich sterben. Und das ist nicht schön. Ich bin eine Biene, keine Wespe, weißt du?“
„Nein, in der Tat. Wenn das so ist, dann darfst du jederzeit zu mir kommen und ich werde dich mit allem verteidigen, was ich aufbieten kann.“
Damit schieden die beiden voneinander, aber sie sahen sich noch oft, sehr oft, so lange bis Susi einen Platz gefunden hatte, an dem sie erwachsen werden wollte, Wurzeln schlagen und so, und Bies van Prym ihre letzten Pollenflüge antrat. Da saßen sie miteinander und blickten auf ihre gemeinsame Zeit zurück. Bies kuschelte sich an einen von Susis Stacheln und Susi spürte Pryms noch immer weichen flauschigen Flaum und alles war gut und honigschwer und süß bis in die Stachelspitzen.
Überall wo sie auftauchte, schraken die Menschen und Tiere vor ihr zurück. Kam man ihr versehentlich zu nahe, schon war es passiert, ein Stachel hatte sich bereits in Haut oder Fell gebohrt. Das tat weh! Und so winkten sie ihr aus der Ferne, drehten sich dann herum und nahmen die Beine in die Hand. Weg waren sie und Susie war wieder allein.
Als Susi eines Tages am Rand einer schönen, bunt herausgeputzten Wiese saß und bitterlich weinte, da hörte sie mit einem Mal ein durchdringendes und sehr entschiedenes Summen in der Luft. Einen Moment später erstarb das Summen, gleichzeitig spürte Susi, wie sich etwas oder jemand auf ihr niederließ. Genauer gesagt, auf ihrer Blüte. Susi schnäuzte sich. Dann fragte sie recht vorsichtig nach oben in die Luft hinein: „Wer da?“
„Kann grad nicht reden“, tönte es aus vollem Mund zurück. „Bin grad am Frühstücken!“
„Auf mir?“
„Auf der Blume!“ Dann war ein Schmatzen zu hören und ein kräftiges Rülpsen. „Du hast da eine sehr schöne Blume auf dem Kopf. Sehr süß, richtig lecker!“
„Da freu ich mich ja, dass du dich so freust. Aber, hör mal, wer hat dir erlaubt auf meinem Kopf herumzutanzen?“
„Ich habe dich schniefen hören und dachte mir Oh, oh, da musst du mal vorbeischauen. Aber dann sah ich deine Blume und hatte ganz plötzlich Hunger. Also habe ich einen Mundvoll genommen.“
„Du bist zu mir gekommen?“ Susi staunte nicht schlecht. „Aber niemand will was mit mir zu tun haben!“
„Warum denn nicht?“
„Na, weil ich so stachelig bin. Jeder fürchtet sich vor mir, ach hätte ich doch keine Stacheln mehr!“
„Aber dann wärst du doch nicht mehr ein Kaktusmädchen.“ Susis Besucher hockte noch immer auf der Blume und war hörbar irritiert.
„Wer bist du eigentlich? Und zeigst du dich auch einmal?“
„Ich bin Bies van Prym, aber alle nennen mich Prym.“ Damit flatterte eine kleine pummelige Biene von Susis Kopf direkt vor ihr grünes Gesicht. „Da bin ich!“ summte sie zu Susi hin. „Und wer bist du, die da so heulend am Wiesenrand hockt?“
„Ich bin Susi Stichling“, erwiderte diese. „Und nun?“
„Lass uns durch die Wiese streichen. Dann kann ich noch ein paar Pollen sammeln. Und wenn du willst, kann ich dich an einen Ort bringen, wo es ganz viele Kaktusmädchen und Kaktusjungens gibt.“
„So einen Ort gibt es?“
„Ja, wirklich, ich bin da mal drüber weggesummt. Es ist eine Kaktusschule auf einem großen Feld. Nördlich von hier.“
Gesagt, getan. Susi und Prym tollten über die Wiese, immer gen Norden, und als sie an den Rand des Blütenmeeres traten mussten sie herzlich lachen. Denn Susi war über und über mit Blüten bedeckt und Prym wog schwer von all dem Pollen, den sie gesammelt hatte. In derlei prachtvolle Farben gekleidet, liefen sie nach einer kurzen Pause weiter, und nicht lange darauf, kamen sie an ein weites Feld, auf dem es lärmte und lachte und wie in einem Bienenstock summte: sie hatten die Kaktusschule erreicht. Und auf einmal rannte keiner vor Susi davon, auf einmal wurde sie von anderen Kaktusmädchen und -jungen umarmt. Das fühlte sich wie ein Kitzeln an, denn die anderen hatten Stacheln wie sie und das piekte mithin bei einem festen Knuddler. Susi ging völlig auf zwischen den ihren und bemerkte dabei gar nicht, dass Pryms Summen nicht mehr zu hören war.
Nach einer Weile zog sich Susi an den Rand des Geschehens zurück. „Prym?“, fragte sie leise. „Prym, bist du da?“
Das Summen schwieg noch immer. „Prym!“ Susi rief lauter. „Wo bist du?“
Da gab es eine Erschütterung auf Susis Blüte. Dort hatte Prym im Hocken geschlafen, müde und pollenschwer. „Was is?“, fragte die Pummelbiene. „Wer wagt es mich zu wecken?“
„Ich“, sagte Susi.
„Und warum?“
„Weil ich dir danken wollte. Du hast mich zu den meinen gebracht, du hast meine Tränen trocknen lassen. Sag, was kann ich dir Gutes tun?“
Bies van Prym überlegte nicht lang. „Sollte ich jemals in Gefahr geraten, darf ich mich dann zwischen deinen Stacheln verstecken? Willst du mich beschützen?“
„Aber du hast doch selbst einen Stachel, wieso soll ich dich beschützen? Nicht, dass ich das nicht tun wollte, allein, ich möchte es verstehen!“
„Nun“, Prym schluckte. „Ich kann meinen Stachel nur einmal einsetzen, dann muss ich sterben. Und das ist nicht schön. Ich bin eine Biene, keine Wespe, weißt du?“
„Nein, in der Tat. Wenn das so ist, dann darfst du jederzeit zu mir kommen und ich werde dich mit allem verteidigen, was ich aufbieten kann.“
Damit schieden die beiden voneinander, aber sie sahen sich noch oft, sehr oft, so lange bis Susi einen Platz gefunden hatte, an dem sie erwachsen werden wollte, Wurzeln schlagen und so, und Bies van Prym ihre letzten Pollenflüge antrat. Da saßen sie miteinander und blickten auf ihre gemeinsame Zeit zurück. Bies kuschelte sich an einen von Susis Stacheln und Susi spürte Pryms noch immer weichen flauschigen Flaum und alles war gut und honigschwer und süß bis in die Stachelspitzen.