Nach Rücksprache mit dem Verfasser dieser Zeilen, darf ich diese jetzt auch mit Euch teilen.
"Hallo Michael,
soeben hab ich das leicht romantisch/wehmütige Ende des Buches gelesen und schreib dir wie versprochen einen etwas ausführlicheren Kommentar.
Ich finde, dass das Buch in gewisser Weise eine schöne Herausforderung ist, weil man einiges hineininterpretieren kann - aber nicht unbedingt muß. Viele Rahmenbedingungen werden ja gar nicht erwähnt, was allerdings für das Buch auch nicht von Bedeutung ist. Wo und wann spielt die Handlung? Sieht es überall auf der Welt so aus? Wer hat hier "das Sagen"? Es wird zwar von den "Gamern", "der Forschung", "Personality-Designern" "Psychologen und Technikern" berichtet und dass "die Regierung" reagieren musste, aber alles in allem landet man als Leser sehr schnell in einem Plot, in dem das, was wir heute als dissoziative Identitätsstörungen bezeichnen - in einer kontrollierten Form - der erstrebenswerte Geisteszustand ist. So, als ob grundsätzlich angezweifelt wird, dass Menschen mit ihrer ureigenen Persönlichkeit leben können/dürfen. Dieser Plot ist so spannend und interessant geschrieben, dass er mir gefällt, auch ohne jegliche Interpretation.
Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass die Geschichte auf unterschiedliche Weise gelesen und gesehen wird.
So, wie ich es gelesen habe, war es ein fiebriger trip durch Kopfwelten und Auseinandersetzungen mit inneren Dämonen am Rande des Abgrunds. Durch ihre Neurosoftware werden die Menschen zu biologischen Systembestandteilen und sie taumeln durch kontrollierte Abläufe ihrer Gefühlswelten, nur um ihre angeborene menschliche Ineffizienz zu unterdrücken. Das macht sie nahehzu zu lebenden Robotern. Es entwickelt sich im Verlauf der Handlung ein Geflecht bestehend aus Bewusstseinszuständen und Visionen, die in gewisser Weise latent unheimlich sind und darin münden, dass man als Leser erfährt, wie es ist, im Körper eines anderen Menschen "begraben" zu sein. Liebe spielt ebenfalls eine Rolle und es kommt durch sie zu einem offenen aber tröstlichen Ende.
Ich hatte dir ja schon geschrieben, dass das Buch mir ganz ausgezeichnet gefällt. Das unterstreiche ich nochmal und ich würde gerne hinzufügen, dass ich absolut nachvollziehen kann, dass du das Buch verteidigst und dich darin auch nicht beirren lässt.
Ganz sicher trifft es nicht jedermanns Geschmack - aber was bedeutet das schon? So geht es vielen außergewöhnlichen Büchern, die möglicherweise erst nach einer gewissen Zeit die ihnen zustehende Anerkennung erhalten."
Der Leser ist Heribert Kurth, der Autor von "Unter den Sternen von Tha", ebenfalls aus dem Verlag p.machinery. Ein Autorenkollege also, der mich mit seinen Worten für einen Moment in die Glückseligkeit katapultiert hat. Umso mehr, als dass es ein Reden über mein Buch war und nicht die direkte Anrede meiner selbst. Heribert und ich kannten uns bis dato nicht. Das hat sich jetzt im ersten Schritt geändert. Es würde mich freuen, wenn sich dieser Kontakt etwas vertiefte.
Ich habe den Kommentar von Heribert jetzt gerade noch einmal gelesen, bin gerührt und dankbar. Denn so wie er das Buch empfunden hat, so habe ich es gemeint, als ich es schrieb. Und wer weiß, vielleicht seid Ihr ja jetzt neugierig geworden? Dann greift zu! Und schreibt mir gerne Eure Meinungen dazu.