20 Jahre - 20 Jahre? - 20 Jahre!
Er hatte mir bereits gezeigt, wie man eine Kurzgeschichte schreibt, wie die Eckpunkte diese Textform definieren.
Er hatte mir damals ein schönes Diagramm gemalt und ich hatte angefangen zu üben. Doch erst als ich 30 Jahre alt wurde, gelang mir ein Text, der auch veröffentlicht wurde.
Das war "Infusion" ,
zwei sterbende Wesen, die ineinander aufgehen und sich gegenseitig heilen. Ein rollender Seeigel mit angeknackster Schale und scheuerndem Sand in seinem Inneren, und ein Wassergeist, der in seiner Pfütze kurz vor dem Austrocknen steht. Durchzufall werden sie zueinander geweht, der Wassergeist dringt in den Seeigel ein, bindet den Sand und schließt den Riss und so rollt der Seeigel weiter, hat aber den Wassergeist in sich und mit ihm all seine Geschichten und Lieder.
Ich habe die Geschichte aus einem Zustand höchster innerlicher Not geschrieben, die Worte stürzten aus mir heraus, ebenso wie die Tränen. Und ich fragte mich, was kann mich heilen? Jetzt in diesem Moment.
Da kam der Wassergeist ins Spiel und fortan war der Dialog geboren.
Als ich fertig war, ging es mir gut.
Es war als tauche ich von ganz weit weg wieder in dieser Welt auf, stärker, wacher, glücklicher.
Das ist heute noch mein Motor beim Schreiben. Auf der einen Seite alles um sich herum vergessen, in Welten eintauchen, die nach meinen Vorstellungen funktionieren, Welten, die ihre eigene Logik besitzen, sich dort austoben,
um dann wieder zurückzukehren.
Mit Antworten auf Fragen, die man vorher noch gar nicht gestellt hatte.
In diesem Sinne:
auf die nächsten Zwanzig!